Massiver Schock bei den Bienenfressern

Eine Story von Dirk Weise
01.08.2024

In dieser Story

Gestern Bienenfresser-Freude:
Vor 3 Jahren bin ich zurück nach Niedersachsen gezogen und bewege mich seither meist im Wald. Als ich eine Einladung zu einer Hochzeit an die Weinstraße erhielt, dachte ich sofort daran, auf dem Weg dorthin einen Zwischenstopp bei den von mir so heiß geliebten Bienenfressern einzulegen. Diese flinken und wirklich farbenprächtigen Vögel hatte ich vorher vom Wohnort in Baden-Württemberg aus oft besucht. Von der NABU-Beobachtungshütte an der abgesperrten Kiesgrube aus ließen sie sich super gut beobachten und fotografieren.

Heute Bienenfresser-Frust:
Nach längerem Fußmarsch bei schwülem Wetter und grauem Himmel ereilte mich an der Location diesmal jedoch ein brutaler Schock: Das Gelände war völlig verändert, der Zugang zur Beobachtungshütte von Brombeersträuchern fast komplett zugewuchert, keine Ansitzäste mehr, kein Blick in die Grube und keiner auf die Bruthöhlen. Das gesamt Habitat völlig verändert. Und vor allem kein Schwirren der vielen, vielen Vögel in der Luft mehr. Dann entdeckte ich zunächst an der Seite neben einem Acker Stieglitze in den Disteln. Und dann merkte ich: Auch die Stare waren da. Und während ich auf Grund des heiß-schwülen Wetters vor mich hin ölte und schon überlegte, frustriert von dannen zu ziehen, hörte und sah ich sie doch noch: Vereinzelte Bienenfresser, am bedecktem Himmel hinter den Disteln immer wieder mit großem Abstand zu sehen. Allerdings nur ein einziger Ansitz in einer Birke und leider mehr als weit weg – und mehr zu erahnen, als zu sehen. Was tun?

Die Lösung:
Ich erinnerte mich an die verschiedenen Minimalismus-Hinweise von Chris Kaula: High Key auf die Distanz, minimalistisch, aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, doch noch zu einem Zielfoto zu kommen. Immer wieder verfolgte ich die nur vereinzelt zu sehenden Vögel nun im Flug, um das Fokussieren zu üben, mich “einzugrooven” und die Belichtung zu optimieren. Und dann “Dauerfeuer”: Serienbildmodus.
Schließlich habe ich so dann doch noch mein gewünschtes Zielfoto erreicht: Ein Bienenfresser im Flug mit Beute über den Disteln fliegend. Ich war eigentlich froh und zufrieden.

Die Hoffnung:
Uneigentlich ging mir durch den Kopf, dass sich eine weite Anreise vermutlich nicht mehr lohnt und die Möglichkeit, diese herrlichen Vögel ausgiebig zu beobachten, nur mehr massiv eingeschränkt ist. Die Population ist auf Grund der Veränderungen der Grube meines Erachtens deutlich kleiner als noch vor 4 Jahren. Ich hoffe jedoch, dass es stimmt, dass sich die Bienenfresser langsam aber sicher in Deutschland immer weiter nach Norden ausbreiten. Warm genug scheint es ja überall zu werden.

Autor:in
Dirk Weise
Rentner aus Verden
Jungrentnersingle mit Deutsch Kurzhaarhündin, der sehr viel draußen in Wald und Flur unterwegs ist. Oder drinnen Bluesrock auf Vinyl hört. Oder Fotos bearbeitet. Nikonfan.
Jungrentnersingle mit Deutsch Kurzhaarhündin, der sehr viel draußen in Wald und Flur unterwegs ist. Oder drinnen Bluesrock auf Vinyl hört. Oder Fotos bearbeitet. Nikonfan.

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Diskussionsbeiträge (2)

06.08.2024, 11:07 Uhr
Moritz Stahl
06.08.2024, 11:07 Uhr

Hallo Dirk,

auch ich kenne den Platz schon seit ein paar Jahren. Wie schon von Bernd beschrieben gab es letztes Jahr dort Arbeiten die für uns Fotografen mit harten Einbußen einhergingen. Ich konnte dieses Jahr aber auch das erste Pärchen beobachten das wieder seine Bruthöhle im vorderen Bereich gegraben hat und daher auch dort ständig auf freien Ästen saß. Es bleibt die Hoffnung dass sich die Kolonie wieder nach weiter vorne orientiert.

Herzlichen Glückwunsch zu deiner tollen Aufnahme!

 

Gruß Moritz

04.08.2024, 08:06 Uhr
orchidee1109
04.08.2024, 08:06 Uhr

Hallo Dirk,

 

Dir schreibt Bernd aus Böblingen. Ich kenne den Standort seit 4 Jahren und war ein hervorragender Platz, um Bienenfresser zu fotografieren. Jetzt ist es nur noch ein guter Platz. Dein Bild zeigt, dass man weiterhin tolle Fotos machen kann.


In 2023 gab es einen Bestandseinbruch, da der Hang an der Hütte instabil wurde. Im Mai haben sie dort noch gebrütet und in der Robinie gesessen. Im August waren sie 100 Meter weitergezogen und sitzen jetzt in der Birke und damit außerhalb guter Fotodistanz. Äste an der Hütte gibt es weiterhin, sie werden aber seltener genutzt. Flufgotos sind weiterhin möglich.

Für weitere Infos schau Dir bitte mal den Youtube-Kanal VideoNatur an. Er schrieb mir "..Der Grubenbetreiber hat die Veränderung durchführen dürfen, jetzt wird der vordere Bereich inkl. Tümpel unangetastet bleiben. Aber richtig ist, es hat sich das Brutgeschehen deutlich nach hinten verlagert."

Anders ausgedrückt: Gute Bilder sind weiterhin möglich, es wird aber schwieriger. Der Hang vorne wird so schnell nicht wieder hergerichtet und besiedelt werden.

 

Gruß Bernd

 

 

 

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