Die Kraft des Wassers

Vier Holzstege und zwei Straßenbrücken überspannten den kleinen Lahnbach in unserem beschaulichen Dorf, bis das Hochwasser kam.

Knapp zwei Monate ist es nun her als sich in den frühen Morgenstunden des 09. Juni der kleine Bach in einen reißenden Fluss verwandelte. In der Nacht waren heftige Gewitter ca. 40km nördlich vorbei gezogen und hatten in Hartberg einige Dämme brechen lassen. Glücklicherweise wurden zu diesem Zeitpunkt die Pegelstände bereits überwacht und die Stege noch in der Nacht für Fußgänger und Radfahrer, durch die Feuerwehr, gesperrt.

Zunächst war ich ebenfalls bei der Feuerwehr im Einsatz, da uns ein Unwetter gestreift hatte und wir kleinere Unwetterschäden beseitigten. Kurz vor Mitternacht war ich jedoch nach Hause gefahren da ich am nächsten Morgen in die Arbeit musste und dort ebenfalls genug mit Folgen der Unwetter zu kämpfen hatte. Dass die Dämme gebrochen waren hatte ich allerdings noch mitbekommen. Am späteren Nachmittag kam ein Arbeitskollege vorbei und fragte mich ob ich schon gehört hätte dass es in Rudersdorf eine Fußgängerbrücke weggerissen hätte. Ich verneinte dies und er konnte mir leider auch keine weitere Details nennen. Zu Hause angekommen erklärte mir meine Mutter dann, dass nicht nur Eine, sondern alle drei Stege, die sich zwischen den Betonbrücken befanden, von den Wassermassen mitgerissen wurden. Lediglich ein Steg, der sich ein Stück flussaufwärts befindet und erst kurz zuvor komplett saniert wurde, hatte gehalten.

Am nächsten Tag war ich selbst zum Bach gegangen um mir ein Bild der Lage zu machen. Das Wasser war bereits etwas zurück gegangen, dennoch war aus dem normalerweise ca. 1,5m breiten und 30cm tiefen Bach ein Fluss mit 30m Breite und knapp fünf Metern Tiefe geworden. Vom ersten Steg konnte man nur wenige Zentimeter der Stützpfeiler erkennen, der dritte Steg war sogar komplett verschwunden. Lediglich vom mittleren Steg war ein rund fünf Meter langes Stück erhalten geblieben. Erst Tage später wurde das ganze Ausmaß des Hochwassers sichtbar. Das Bachbett war stellenweise weggebrochen, Überall wurde Schotter angespült und im erweiterten Flussbett, dass dem Lahnbach eigentlich als Überschwemmungszone dient, lag ein rund zwölf Meter langes Stück von einem Steg. Das gesamte Aussehen des Baches hatte sich geändert. Wenige Monate vor dem Hochwasser war das Bachbett stellenweise ausgebaggert und viele Bäume und Sträucher am Ufer gefällt worden, daher waren die sonstigen Auswirkungen relativ gering.

Vor wenigen Tagen war ich dann mit meiner Familie am Bach spazieren. Da ich ein paar nette Fotos von den Kindern machen wollte hatte ich meine Nikon Z6 mit dem Tamron 70-200mm f/2.8 dabei. Als ich das Stück der Brücke im Bachbett liegen sah entschied ich mich spontan ein Foto davon zum machen. Ich hatte schon länger vor es zu fotografieren und wollte die Gelegenheit nutzen. Also Schuhe aus, durch knöcheltiefes Wasser gewatet um den richtigen Bildausschnitt zu bekommen. Um ehrlich zu sein hätte ich doch lieber ein Weitwinkel und eventuell auch mein Stativ dabei gehabt aber das hatte ich halt leider nicht dabei. Egal….den das Foto zeigt dennoch genau das, was es zeigen soll…..die unbändige Kraft des Wassers.

Wie lange das Stück vom Steg noch im Bachbett liegen bleiben wird ist unklar, ebenso ob die Überreste des mittleren Stegs, als Mahnmal, stehen bleiben werden. Immerhin sollen zwei Stege wieder aufgebaut werden. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich dann ja das nächste Zielfoto.