Heiratsantrag auf über 5.000 Metern

Eine Story von Sebastian Thomas
26.08.2024

In dieser Story

Schon seit meiner Kindheit, als ich mit 13 das Buch “In eisige Höhen” von Jon Krakauer gelesen hatte, war es eine (damals noch “spinnerte”) Fantasie von mir, einmal das Base Camp des Mount Everest und die alte Sherpa-Handelsstadt Nasche Bazaar zu besuchen. Mehr als 2 Jahrzehnte später sollte daraus Realität werden. Nachdem ich im Jahr zuvor mit meiner damaligen Freundin (jetzt Ehefrau) auf Island gewesen war, nahmen wir nun, in 2018, das Abenteuer Nepal in Angriff. Was zuerst nur eine fixe Idee war, wurde spätestens mit der Buchung der Flüge greifbare Realität.

Der Plan: 3 Wochen im Himalaya auf über 5.500 Metern

Schnell fassten wir den Plan, im Himalaya etwa 3 Wochen auf dem sog. “3 Passes Trek” unterwegs zu sein, der auch einen Teil des Weges zum Everest Base Camp enthält, aber noch etwas herausfordernder ist und über 3 Pässe mit jeweils etwa 5.500 Höhenmetern führt. Spätestens da wusste ich – du hast die richtige Frau für’s Leben gefunden, wenn sie sich mit dir auf ein solches Abenteuer wagt. Mein großes Ziel war es dabei, einmal den höchsten Berg der Erde, von dem ich bisher viel gelesen hatte, den Mount Everest, selbst zu fotografieren. Gelingen sollte dies auf dem letzten der 3 Pässe als krönender Abschluss. Um auf der Wanderung möglichst leicht unterwegs zu sein, verzichtete ich auf meine damalige Spiegelreflexkamera und packte nur die Sony A6000 mit dem 18-55mm Kit-Objektiv ein.

Ein Heiratsantrag auf dem Weg zum Zielfoto

Bis zum ersten Pass lief alles super – der Flug nach Lukla (wegen der extrem kurzen Landebahn am Berg oftmals als gefährlichster Flughafen der Welt beschrieben) verlief planmäßig und sicher und die ersten Tage waren wir – obwohl die Höhe nicht ganz unbemerkt an uns vorüberging – gut unterwegs. Nun stand also der erste der 3 Pässe an! Nervös dachte ich an den Verlobungsring, den ich nun schon länger in meinem Rucksack mit mir herumtrug – denn ich hatte nicht nur mein Zielfoto im Blick, sondern auch den Entschluss gefasst, meiner Freundin auf dieser ganz besonderen Reise einen Heiratsantrag zu machen. Ohne Probleme war ich mit dem Ring durch den Security Check am Flughafen gekommen und hatte ihn ansonsten auch gut in ein Mikrofasertuch gewickelt verbergen können. Am Aufstieg zum ersten Pass gab es einen kleinen Bergsee, an dem wir Pause machten. Ich kramte also – sichtlich nervös, aber hoffentlich unbemerkt – den Ring aus meinem Gepäck und stellte die Frage aller Fragen. Naja, offensichtlich war sie nicht präzise genug und auch nicht ausreichend als Frage formuliert – lag vielleicht auch an der Höhenluft… Aber schließlich konnte ich ihr vermitteln, was meine Absicht war und sie sagte erfreut “ja”!

Euphorie und Lebensgefahr lagen nah beieinander

Ganz euphorisiert erreichten wir anschließend den ersten Pass und gönnten uns zur Mittagszeit eine Verschnaufpause sowie den atemberaubenden Blick! So hoch waren wir noch nie zuvor gewesen und es fühlte sich grandios an – sicher auch beflügelt durch das Glücksgefühl unserer Verlobung vor einer solch fantastischen Kulisse. Mit diesem Gefühl wagten wir uns an den Abstieg und hatten das Ziel des Tages bereits vor Augen – ein kleines Dorf auf der anderen Seite des Khumbu Gletschers. Noch wussten wir nicht, dass wir dort niemals ankommen sollten…

Denn der Weg durch den Gletscher sah von oben deutlich einfacher aus als anschließend aus der Gletschermoräne selbst. Wohin wir auch blickten – in jede Richtung nur Geröll! Nachdem wir 2 Stunden durch den Gletscher geirrt waren und zwischenzeitlich bereits abzurutschen drohten, gaben wir auf. Wir trafen die einzig richtige Entscheidung und drehten um. Glücklicherweise führte und der Umweg entlang der Gletscherzunge in ein anderes, nicht zu weit entferntes Dorf, das wir gerade noch zum Anbruch der Dunkelheit erreichten. Und nun schien uns das – zwischenzeitlich verloren geglaubte Glück – auch wieder hold: Wir bekamen das letzte freie Zimmer. Dort angekommen, flossen erst einmal ein paar Tränen der Erleichterung als die Anspannung dieses Tages mit unglaublichen Höhen und Tiefen von uns abfiel. Zur Sicherheit vergewisserte ich mich, ob sie nun immer noch meine Frau werden wolle – und die Antwort war erfreulicherweise unverändert 🙂

Mein Zielfoto als Sinnbild einer fantastischen Reise: Beide Pläne gelingen

Nachdem wir den schwierigsten der 3 Pässe nun gemeinsam bezwungen hatten, gelang uns auch der restliche Weg. Immer wieder konnte ich zwischenzeitlich einen Blick auf das “Objekt der Begierde” für mein Zielfoto erhaschen – aber es war einfach noch nicht die richtige Bildkomposition dabei. Dann endlich, auf dem letzten Pass, war es absolut magisch – wir blickten zurück auf das grandiose Panorama aus Everest und Lhotse sowie die Nputse-Flanke – majestätische Achttausender, die Gipfel umrahmt von spannenden Wolken. Und mir fielen die nepalesischen Gebetsfahnen auf, die dort überall zu sehen waren. Sie bildeten einen optimalen Rahmen, um auch noch einmal den geografischen Kontext und die Bedeutung der Elemente, die dieses Panorama über Jahrtausende geformt haben und die durch die Farben der Fahnen symbolisiert werden, in die Geschichte dieses Bildes zu integrieren.

Das Zielfoto des Mount Everest, das auf dem Reno La Pass entstanden ist, ist für mich damit sinnbildlich für diesen Höhepunkt einer fantastischen Reise, bei der beide Pläne, die ich im Vorfeld geschmiedet hatte, in Erfüllung gegangen sind 🙂

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Autor:in
Sebastian Thomas
Content Creator aus Hemmingen
Hi, ich bin Basti - Foto und Video Creator aus Norddeutschland spezialisiert auf Landschafts- und Reise-Content mit einem Hang zur Ästhetik schöner Produktfotografie.
Hi, ich bin Basti - Foto und Video Creator aus Norddeutschland spezialisiert auf Landschafts- und Reise-Content mit einem Hang zur Ästhetik schöner Produktfotografie.

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Diskussionsbeiträge (2)

02.09.2024, 08:02 Uhr
Sebastian Thomas
Autor:in der Story
02.09.2024, 08:02 Uhr

Ganz lieben Dank, Marc. In der Tat war das für unseren Trip total ausreichend - würde auch heute noch genügen. Evtl. würde ich die Kamera dann mit dem Tamron 17-70 für etwas mehr Brennweite kombinieren :-)

30.08.2024, 18:00 Uhr
Marv00
30.08.2024, 18:00 Uhr

Glückwunsch zum JA! :) 

Ganz tolle Story und super schöne Bilder. Da sieht man mal wieder, dass es nicht immer die tollste und neuste Kamera sein muss, um tolle Bilder zu machen! Ich mag deine Edits sehr, die Farben gefallen mir klasse! 

Beste Grüße ;) 

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