Über den Pleisshorngrat auf den König Ortler

Eine Story von Thorsten Fritz
03.09.2024

In dieser Story

Vorbereitung

Als wir uns zwei Wochen vor der geplanten Tour nochmal intensiver mit dem Ortler beschäftigten, fanden wir einen BR-Bericht, in dem der Berg nicht über den Normalweg, sondern über den Pleisshorngrat bestiegen wird.

Diese Route hatte es uns angetan, insbesondere auch, weil sie so wenig begangen wird. Für den Normalweg über die Payerhütte hätten wir das Frühstück (um 4:30 Uhr) ausfallen lassen müssen, um vor den meisten Gipfelaspiranten durch die Engstellen zu kommen.

Der vermeintliche Nachteil ist, dass wir von der Berglhütte auf den Pleisshorngrat starten, die lediglich auf 2.188 Meter Höhe liegt. Dadurch verkürzt sich zwar der Hüttenzustieg am ersten Tag, der Gipfeltag wird mit über 1.800 Höhenmetern allerdings ziemlich lang.

Hüttenzustieg

Ende Juli machten wir uns vom Ausgangsort Trafoi auf den Weg zur Berglhütte, die nur zu Fuß zu erreichen ist. Es gibt weder eine Fahrstraße noch eine Materialseilbahn. Daher bittet die Hüttenwirtin mit aufgehängten Schildern, nach persönlichen Möglichkeiten, Holzscheite vom Wegrand mitzunehmen. Das Trainingsgewicht wollten wir natürlich nicht auslassen.

Die Hüttenwirtin der Berglhütte, Hilli, ist sehr nett, zuvorkommend und kocht das beste Essen weit und breit! Ein Abstecher hierhin ist jedem empfohlen, der in der Nähe ist! Wir können zum Abendessen draußen sitzen, und durch die vereinzelten Wolken haben wir tolles Streiflicht, das ich natürlich gerne mitnehme.

Gipfeltag

Am nächsten Morgen brechen wir um 4 Uhr in der Früh auf. Neben uns sind auch noch zwei weitere Seilschaften unterwegs. Später auf der Payerhütte erfahren wir, dass das für den Pleisshorngrat sogar am Wochenende als „überlaufen“ gilt. Die Kletterei auf dem Grat übersteigt nie den 2. Schwierigkeitsgrad, allerdings sollte man trittsicher sein, da einige Stellen absturzgefährdet sind.

In der Dämmerung auf dem Grat gehe ich gerne voraus, um meine Mitstreiter mit dem Sony 15mm f1.4 beim Klettern von oben und mit Talblick zu fotografieren.
Als wir am Gletscher ankommen und anseilen, ist es bereits hell und ich wechsle auf das Sony 18-135mm für mehr Brennweiten-Flexibilität – schließlich verliere ich Bewegungsfreiheit in der Seilschaft.

Auf dem Gletscher zieht es dann leider zu, sodass wir kurzzeitig Orientierungsschwierigkeiten haben, wann und wo genau wir auf den Normalweg kreuzen. Nachdem wir den Weg schließlich finden, ist es auch nicht mehr weit zum Gipfel auf 3.905 Meter. Das Gipfelkreuz (meiner Meinung nach eines der schönsten in den Alpen!) haben wir sogar für uns alleine, da die Besteiger des Normalwegs bereits wieder auf dem Weg nach unten sind.

Abstieg zur Payerhütte

Auf dem Weg zur Payerhütte über den Normalweg reißen die Wolken wieder auf. In Kombination mit Gletscher und umliegenden Felszacken entstanden ein paar schöne Motive, die noch besser in Schwarz-Weiß wirken.
Ein paar Minuten später kam uns ein lokal bekannter Trailrunner mit Hund in einem Wahnsinnstempo entgegen, der den Gletscher zu Trainingszwecken an dem Tag gleich dreimal absolvierte, was ich aufgrund der Gletscherspalten niemandem empfehlen kann. Er kennt das Gebiet wohl sehr gut.

Uns hat der einmalige Auf- und Abstieg jedoch bereits viel Kraft gekostet, und als wir auf der Payerhütte ankommen, sind wir sehr zufrieden und ermüdet. Zum Glück können wir uns bis zum Sonnenuntergang auf den Beinen halten, der sein goldenes Licht auf den oberen Ortlerferner wirft.

Wer den Ortler noch auf der Tourenliste hat und Massen auf dem Normalweg abschrecken, dem kann ich den Weg über den Pleisshorngrat sehr ans Herz legen – die entsprechende Ausdauer vorausgesetzt. Die Tour ordnet sich jedenfalls auf den oberen Rängen meiner Hochtourenerfahrungen ein!

Für diese Art von (Hoch-)Touren habe ich vorher kein konkretes Zielfoto im Kopf. Hier gibt es keine Zeit, Kompositionen zu planen und auf das richtige Licht zu warten. Auf den Touren reagiere ich eher und nehme fotografisch mit, was geht. Ich hoffe, der kleine Bericht und die Bilder haben euch dennoch gefallen.

Weitere Bilder

 
















Autor:in
Thorsten Fritz
Finance aus München
Hi, mein Name ist Thorsten und ich bin gerne mit meiner Kamera in den Bergen unterwegs :)
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