Aller Anfang … in der Konzertfotografie.

Eine Story von Jonathan Blumendeller
26.09.2024

In dieser Story

Vor gut Zwei Jahren durfte ich mein erstes Konzert fotografieren. Damals fragte mich ein Kumpel, welcher in einer Bluesrock-Band spielt, ob ich deren Auftritt nicht mal fotografieren wolle.
Schon beim Soundcheck, bei dem auch die Lichttechnik ihre Vorbereitungen machte, hat es mich heiss und kalt erwischt. Die ersten Bilder auf dem Display hauten mich schon völlig vom Hocker. Nie hatte ich zuvor ein Foto aufgenommen und schon während der Aufnahme gedacht: “sch***, ist das geil!”.

Mit einigen, für meinen Geschmack guten, Bildern im Gepäck und voller Selbstvertrauen beschloss ich, weiter Konzerte zu fotografieren.
Und hey, nichts gegen meinen Kumpel, und der Abend hatte mir auch meine erste Hochzeit eingebracht (aber das ist eine andere Geschichte), aber nun wollte ich mal diejenigen Fotografieren, für die ich mir normalerweise Karten kaufe.

So kam es dann zu dem Abend, der mittlerweile auch schon fast ein Jahr zurückliegt.
Ich schaute mal wieder auf den Socialmediaplattformen meiner Lieblingsmusiker herum und entdeckte, dass einer bald ein kleines Festival in Wuppertal veranstaltet. Da wollte ich unbedingt hin. Ein kleiner Klub, viele Leute, gute (ja, hier sind wir nun beim Thema Geschmack) Musik und ordentlich Stimmung. Das wollte ich unbedingt mal fotografieren.

Also schrieb ich dem Veranstalter eine Mail an die Kontaktadresse, welche auf der Website angegeben war.
Diese Mail lautete meiner Erinnerung nach in etwa wie folgt:
“Hi, ich bin Jonathan, neu in der Konzertfotografie und würde gern euer Konzert fotografieren.
Die Bilder stelle ich euch nachher alles kostenlos zur Verfügung, wenn ich diese auch für mein Portfolio verwenden darf.
Hochachtungsvoll … ”

Okay, der letzte Satz könnte auch anders gewesen sein, aber im Prizip hab´ ich lediglich naiv und blauäugig nachgefragt, ob ich vorbeikommen dürfe.
Die Antwort kam dann auch recht schnell. Ein “Viktor” schrieb mir zurück, dass ich gern vorbeikommen könne, aber auch noch andere Fotografen da sein würden. Er setzte mich auf die Gästeliste und wir würden uns dann vor Ort sehen.

Als ich diese Antwort las, fiel ich aus allen Wolken.
ICH? Auf einer Gästeliste?? Die Aufregung stieg immer weiter an.

Dann war es endlich soweit. Der Tag war da und ich überpünktlich an der Location.
Mit dabei hatte ich alles, was mir in die Finger kam.
Meine G9 mit 56mm f1.4,
Meine GX8 mit 20mm f1.7
Mein Godox V1 und ein Rode VideoMic … man weiss ja nie…

Die GX8 mit dem Pancake am Gürtel, die G9 mit Gurt um den Hals. So hatte ich zwei Brennweiten immer griffbereit und konnte auch bei dem wenigen Licht meist unter ISO 1600 bleiben. Verschlusszeiten hielt ich dabei in der Regel um die 1/125 bis 1/160. Mittlerweile würde ich kürzere Verschlusszeiten empfehlen, aber ein bisschen Unschärfe bringt mich nicht um. 🙂

Ich ging also zum Einlass und stellte mich als Fotograf vor. Der Typ am Eingang fand mich aber nicht auf der Gästeliste. Da ging mir gehörig der Arsch auf Grundeis. Gab es ein Missverständnis? Wurde ich verarscht?
Doch der sehr unangenehme Moment war zum Glück nur von kurzer Dauer. Der Hauptact des Abends (und mein Lieblingsrapper) kam um die Ecke.
Er fragte mich, wer ich sein, stellte sich mir als Viktor vor und sagte dem Security, dass ich auf der Presseliste stünde.

Ab dem Moment kann ich den Abend nicht 100%-ig wiedergeben. Ich bin rein, habe meine Tasche an der Garderobe abgestellt und mich ausgerüstet.
Dann ging der wilde Ritt auch schon los.

Ein Act nach dem anderen kam auf die Bühne, ein Bild nach dem anderen entstand.
Meine Vorgehensweise war, und ist sie auch jetzt noch immer, dabei sehr simpel.
Rein ins Gedränge, in die ersten Reihen und Portraits schießen. Das ist meine Interpretation von Konzertfotografie und so macht sie mir Spaß.
Die Kameras standen durchgehend auf Manuell, die Einstellungen blieben ohnehin gleich. Immer Offenblende, immer 1/125, und mit dem ISO die Belichtung einstellen. Fokussiert habe ich aber sehr unterschiedlich.
Bei der G9 ist´s ganz simpel. AF-C mit Gesichtserkennung (außer wenn das Gesicht des Musikers dunkel ist, weil er sich bspw. weit an den Bühnenrand bewegt, dann AF-Feld)
Die GX8 ist da etwas komplizierter.
Der AF der GX8 ist ohnehin murks, dazu kommt der unfassbar langsame Autofokus des Panasonic 20mm f1.7 II.
Da ich mit MFT aber auch bei equivalent 40mm und f3.5 so viel Tiefenschärfe habe, muss der Fokus nicht perfekt sitzen. Also ein großen AF-Feld, dazu Backbutton AF und nur nachfokussieren, wenn ich den Abstand zum Musiker deutlich ändere. Ohnehin entstehen damit die etwas weiteren Aufnahmen, ob da der Fokus nun auf dem Auge oder dem Fuß liegt, ist schlicht egal.

Aber genug zu den Einstellungen.

Irgendwann war er dann dran.
Prezident.
Der Act, auf den ich den ganzen Abend gewartet hatte. Den ich zuvor noch nie live gesehen hatte, und der sich zuvor auch nie persönlich bei mir vorgestellt hat. 🙂

Kennt ihr das, wenn euch richtig die Düse geht, weil´s nun endlich losgeht?
Und kennt ihr das, wenn euch die Kamera die Meldung präsentiert:
“Speicherkarte voll”?

Was soll ich sagen? Ich bin mit 2 64GB Karten in der G9 und einer 128GB Karte in der GX8 losgezogen. Mehr hatte ich auch nicht. Wozu auch? Wer macht schon an einem Abend über 5000 Bilder? Diese blöde Serienbildfunktion…

Aber noch hatte ich noch ein paar Minuten Zeit, sodass ich während der Umbaupause einen anderen Fotografen für 20€ eine SD Karte abkaufen konnte.
Manchmal braucht man auch einfach nur Glück…

So konnte der Abend weitergehen und ich nach dem Act im Eilverfahren Bilder an der Kamera aussortieren und Platz schaffen.
Irgendwann war aber auch der Abend leider zu Ende und es ging für mich nach Hause. Beim sichten der Bilder bekam ich eine erste Ahnung davon, was für ein unfassbares Glück ich an dem Abend hatte.

Sollte ich das beste Bild des Abends heraussuchen, wäre es sicherlich nicht dieses geworden. Andere sind besser geschnitten, besser bearbeitet oder besser Belichtet. Doch dieses eine Bild ist für mich: “vonAbseits2023” und mein Zielfoto.
Der Zufall, der dazu geführt hat, dass irgendein Projektor ausgerechnet im Moment des Auslösens das Datum des Abends auf die Hand von Prezi geworfen hat bleibt mir bis heute im Kopf.

Es entstand alles aus einer naiven Idee heraus, ich hatte mehrfach Dusel und bin doch mit einer guten Ausbeute nach hause gefahren.
Nachdem die Bilder bearbeitet waren, lud ich sie hoch und stellte sie den Künstlern zur Verfügung. Einige von ihnen haben noch heute Bilder von mir als Profilbild oder haben die Bilder gepostet.

Und vielleicht landet ja irgendwann mal eines meiner Bilder in einem Artwork eines Albums.
Dann kann ich mir meine Kamera nehmen und zufrieden in den Sonnenuntergang reiten…

PS: Wenn ich mehr Bilder des Abends sehen wollt, schaut auf meinen angegebenen Kanälen vorbei. 😉

Weitere Bilder

 

Autor:in
Jonathan Blumendeller
Sozialarbeiter aus Arnsberg
Neben meinem Studium kleingewerblicher Fotograf, der bevorzugt Konzerte, Sportevents und Hochzeiten fotografiert.
Hauptsache ich habe Menschen vor der Linse. :)
Neben meinem Studium kleingewerblicher Fotograf, der bevorzugt Konzerte, Sportevents und Hochzeiten fotografiert.
Hauptsache ich habe Menschen vor der Linse. :)

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