Herbstrentiere

Eine Story von Leonie Richarz
04.10.2024

In dieser Story

Nach einer wichtigen Deadline im Job kam endlich das Wochenende und die Möglichkeit der Stadt für eine Weile zu entfliehen. Natur sollte es werden, eine gemütliche Hütte und … vielleicht Rentiere?

Eines der Privilegien die ein Leben in Trondheim mit sich bringt, ist der nahezu unlimitierte Zugang zu wunderschöner Fjelllandschaft. Jetzt im September ist eine der schönsten Zeiten, denn während die Bäume in der Stadt noch grün sind, entfaltet sich in den Bergen bereits ein Farbschauspiel aus Gelb- und Rottönen. Die Wahl fällt für dieses Wochenende auf eine Hütte des norwegischen Wandervereins (DNT) nahe der schwedischen Grenze, und am morgen steigen wir mit den Rädern in den Zug um uns zum Anfang unserer Tour zu begeben. Es sind nur knapp 20km bis zur Hütte, aber die ersten Kilometer gehen langsam, denn Pilze pflücken, Drohne fliegen und Fotografieren tragen nicht gerade zur Beschleunigung des Reisetempos bei.
Nach etwa der Hälfte der Strecke hören wir es neben der Straße rascheln und sehen eine Herde Rentiere davonlaufen. Hastig krame ich das Tele aus der Fahrradtasche und schleiche mich die Straße entlang hinterher. Dies hier sind „zahme“ Rentiere, die als Nutztiere gehalten werden und sind deutlich weniger scheu als ihre wilden Verwandten, die oft eine Fluchtdistanz von mehreren Kilometern aufweisen. Optisch sind sie von ihnen aber defacto nicht zu unterscheiden, und geben daher das deutlich dankrbarere Fotomotiv ab. Dieser Gruppe hier scheinen wir aber trotzdem nicht ganz geheuer zu sein, also beschließen wir erstmal weiter zu radeln. Die Rentiere bewegen sich annähernd parallel zu uns, und so halte ich immer wieder and und fotografiere in den Wald. Und dann hält die Gruppe auf einer kleinen Lichtung an, und ich bekomme endlich freie Licht. Die Sonne scheint auf das rote Laub, und so bildet sich ein wunderschönes Vordergrundbokeh um die kleine Gruppe Rentiere. Jackpot.

Auch den Rest der Tour sehen wir die Rentiere immer wieder am und auf dem Weg, aber langsam zieht es uns zur Hütte. Vielleicht finden wir sie heute Abend im Sonnenuntergang wieder? Aber der Abendspaziergang verläuft leider komplett rentierfrei. Dafür entdecken wir im Schuppen drei erschossene Schneehühner. Wir beschließen am nächsten Tag auch nach diesen Ausschau zu halten und die Diskussion über Veganismus mit unseren Hüttenmitbewohnern zu vermeiden.

Am nächsten morgen treten wir gemächlich den Rückweg an. Mein Freund ist es der die Gruppe Schneehühner am Wegesrand entdeckt, aber die Tiere sind schnell und ich gerate beim Hinterherlaufen in einen Sumpf, also reicht es diesmal nur für ein Beweis- und definitiv kein Zielfoto. Aber in der offenen Fjelllandschaft, treffen wir endlich auch wieder auf eine Gruppe Rentiere, die sich sehr fotogen auf eine Bergkuppel stellt und uns beobachtet. Mehr Rentiermotive hätte ich mir wirklich nicht erhoffen können, und so trete ich höchst zufrieden den Heimweg an.

Autor:in
Leonie Richarz
Physikerin aus Trondheim
Ich bin Fotografin, wohnhaft in Trondheim, Norwegen und liebe es zu fotografieren. Hauptsächlich Sport, aber auch Natur, Menschen und Tiere.
Ich bin Fotografin, wohnhaft in Trondheim, Norwegen und liebe es zu fotografieren. Hauptsächlich Sport, aber auch Natur, Menschen und Tiere.

Gefällt dir diese Story?

Schreibe deine Story

Diskussionsbeiträge

Noch keine Diskussionsbeiträge vorhanden. Schreibe jetzt den ersten Beitrag!
Jetzt mitdiskutieren
Du bist interessiert an neuen Equipment?
Jetzt Angebot mit Bestpreis-Garantie sichern.