Achte das Alte, Nutze das Neue

Eine Story von Michel Neumann
11.07.2024

In dieser Story

Achte das Alte, nutze das Neue

Eine Reise in eine Stadt, die ihre verkopften Traditionen überdacht und Neues zugelassen hat. In eine Stadt, die sich mehr darum sorgt, wie man in Zukunft gemeinsam leben möchte, als dass jeder sein eignes Glück sucht. Eine Reise in die Architekturhauptstadt 2023. Eine Reise nach Kopenhagen.
Eine Reise in eine Stadt, die ihre verkopften Traditionen überdacht und Neues zugelassen hat. Voller Geschichte und verrückter Ideen.

Idee für die Reise
Während meines Architekturstudiums gab es immer diese eine Stadt im Norden, in der sich Gegensätze nicht abstießen, sondern zu einem harmonischen Stadtbild verschmolzen. Aus ihr kamen neue Gedankengänge und Ansätze, die im normierten Deutschland fast unvorstellbar schienen. Von den neuen und alten Gebäuden hatte ich bereits viele gesehen. Einige schon beinahe so intensiv studiert, als ob ich selbst bei ihrer Schaffung mitgewirkt hätte. Doch so nah mir Dänemark doch immer war, hatte ich während meines Studiums nie die Zeit gefunden, diese hyggelige Stadt zu besuchen. Nunmehr angekommen im Arbeitsleben hat man nach einem zeitintensiven Studium doch tatsächlich so etwas, dass sich Urlaub nennt. Also packte ich die Gelegenheit, mein Fotoequipment und meine Freundin beim Schopf und fuhr im Mai dieses Jahres endlich nach Kopenhagen

Zielsetzung
Der Ausblick eine Stadt zu erkunden, über die ich schon so viel recherchiert hatte, versetzte mich in eine freudige Erwartung. Jedoch wollte ich nicht nur einen schönen Urlaub mit meiner Freundin in einer der lebenswertesten Städte weltweit verbringen, sondern diesen Urlaub auch als eine Art Studienreise nutzen. Mein Ziel war es die Unterschiede, die diese Stadt ausmachen, zu erleben und die Erkenntnisse in einer Fotoserie festzuhalten.
Sie sollte zeigen, dass eine nachhaltige gesellschaftliche Entwicklung sowohl mit den Menschen, als auch mit den Räumen beginnt in denen wir uns aufhalten. Seien es nun die einzelnen Räume in einem Gebäude oder die großen Stadträume in denen wir uns täglich bewegen. Sie sollte Menschen zeigen, die nichts mit Architektur am Hut haben, dass es fantastische Konzepte gibt, die nicht nur in Idealistischen Gehirnen herumspuken, sondern gebaute Wirklichkeit sind und die Menschen um sie herum positiv beeinflussen können.
Doch wo fängt man mit so einer Serie an?

Hinterfragen des Status Quo
Kopenhagen ist eine Fahrradstadt. Rund 60% der Einwohner pendeln täglich mit Ihrem Rad zu Arbeit. So war es kein Wunder, dass auch wir beide uns bereits am ersten Tag zwei Räder ausliehen. Wenn man selbst viele Gebäude studiert hat, jedoch eine Freundin hat die keine Ahnung und vor allem kein Interesse für Architektur hat, wo geht man dann als erstes hin? Zu den beliebten Tourihotspots! Aus diesem Grund ist mein Zielfoto auch wohl das urtypischste Bild, welches einem als erstes in den Sinn kommt oder in der Google Suchanzeige angezeigt wird, wenn man den Begriff Kopenhagen eingibt: Der Nyhavn.
Eine reihe bunt angemalter Häuser, die an eine ruhige Wassergracht angrenzen. Wo sich heutzutage die Touristen tummeln, fuhren vor nur 50 Jahren noch Kolonnen von Autos. Jedoch stellte zum Ende des letzten Jahrtausends ein Stadtplaner die provokante Frage: Was wäre, wenn wir die Autos einfach weglassen würden? Wenn uns eine ruhige Flanierathmosphäre wichtiger wäre, als die Strecke zur Arbeit um 2 Minuten zu verkürzen? Die Antwort ist heutzutage die wohl belebteste und ikonischste Straße in ganz Dänemark.

Von dem Schloss bis zur müllverbrennenden Skipiste
Nach diesem ersten Spot und dem ersten Beispiel, dass diese Stadt Dinge und vor allem Gebäude, etwas anders begriff als wir es in Deutschland tun, führten uns unsere täglichen Radtouren noch zu einigen anderen spannenden Orten und Gebäuden:
Zu einem so futuristisch geformten Gebäude, dass jeder Passant dieses mit einem Knick im Genick verlässt, da man kontinuierlich die sich über einem verschlingenden Gebäudeteil begutachtet und sich mit jedem Schritt eine neue, umso verschlungenere Perspektive auftut.
Zu Schlössern, die an die königliche Zeit des Landes erinnern und wo Männer und Fraun mit grimmigen Gesichtern, stolzer Brust und witzigen Hüten marschieren.
Zu einer Universität die sich nicht nur auf die Fahne geschrieben hat die Antworten der Zukunft zu finden, sondern diese auch als grünes Kleid zur Schau trägt und wo ein Fahrradstellplatz gleichzeitig eine Veranstaltungsfläche ist.
Zu einem Stadtquartier, was auf den ersten Blick aussieht als sei es von Grund auf neu errichtet worden, bis man im Inneren die alten Strukturen von Fabriken und Silos erkennt, die eine neue Funktion und Gesicht erhalten haben und somit auf die nächsten 50 Jahre vorbereitet wurden.
Und schlussendlich zu der modernsten Müllverbrennungsanlage Europas. Ein Gebäude an dessen Spitze eine sauberere Luft emittiert wird, als sie die Menschen in den Shoppingmeilen der Stadt atmen. Von dem man in 80m Höhe die Innenstadt Kopenhagens und die Ufer Schwedens erblicken kann. Und bei dem man sich bei Bedarf, selbst im Sommer, die Skis anschnallen und den künstlichen Berg herunterfahren kann, während ein keuchender Jogger entgegenkommen.

Mitbringsel
Für mich war der Urlaub in Kopenhagen nicht nur besonders, da es mir eine Auszeit vom Alltag ermöglichte, sondern mir anhand einer gesamten Stadt deutlich machte, dass wir etwas an den uns umgebenden Zuständen verändern können. Das man gleichzeitig seine Geschichte ehren und seine kulturellen Werte behalten kann und ebenso etwas so außergewöhnlich Neues erdenken und umsetzen kann, was es sonst noch nicht auf der Welt gegeben hat. Das man auch mal verrückte, Ideen umsetzen muss, die im Rückblick vielleicht gar nicht so verrückt, sondern einfach nur gut waren.
Ach ja und ein paar Hoptimisten gab es auch noch. Die wackeln so schön, wenn man ihnen auf den Kopf stupst und ich meine wer kann dann noch schlecht gelaunt sein?

Epilog
Ich hoffe dir lieber Leser hat diese Geschichte sowohl die Stadt Kopenhagen und die Mentalität, welche die Bewohner dort kontinuierlich leben, ein klein wenig nähergebracht. Vielleicht hat sie dich ja auch motiviert dir die verrückten Ideen dort einmal selbst anzuschauen und die positive Stimmung, welche sowohl die Stadt als auch vor allem die dort lebenden Menschen vermitteln, zu erleben.

Weitere Bilder

 

Autor:in
Michel Neumann
Architekt aus Bochum
Architekt | Fotograf | Der kleine funken Wahnsinn
Architekt | Fotograf | Der kleine funken Wahnsinn

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