BiF auf’m Fuselfelsen

Eine Story von Holger Forst
22.07.2024

In dieser Story

37 Jahre später – Rückkehr nach Helgoland

1987 war ich regelmäßig, aber auch bis zu diesem Sommer das letzte Mal, auf Deutschland einziger Hochseeinsel. Damals jedoch nicht zum Fotografieren, sondern im Rahmen meines Grundwehrdienstes bei der Bundesmarine beim 4. Minensuchgeschwader aus Wilhelmshaven. Die Insel lag und liegt im Zollausland, und deshalb gab und gibt es dort Lebensmittel aller Art, Zigaretten, Alkohol u.s.w. günstig zu kaufen. Ganz zufällig wurden kurz vor den Wochenenden häufig Übungsfahrten befohlen und insbesondere die in Wilhelmshaven wohnenden Berufssoldaten hatten dann immer recht umfangreiche Einkaufszettel dabei, die schon vorab per Funk an die lokalen Schiffsausrüster übermittelt wurden. Kurz ran an die Pier, Zigaretten, Alkohol, Butter, Fleisch u.s.w. übernommen (…selbstverständlich nur die zollrechtlich erlaubten Mengen, glaube ich zumindest…) und retour über die Nordsee nach Wilhelmshaven und ab ins Wochenende. Da sich Helgoland trotz EU den Status als Zollausland erhalten hat, kehren auch heute die meisten Besucher nicht ohne eine “Duty-free” Einkaufstasche zurück, daher der etwas despektierliche Spitzname “Fuselfelsen”.

Obwohl ich also vergleichsweise oft auf der kleinen Insel war, hatte ich nie wirklich etwas davon gesehen, und ein Besuch stand schon lange auf meiner “Bucket-List”. Im Sommer 2024 gibt es eine Katamaran Verbindung von Norddeich über Norderney nach Helgoland, und da ich oft in Ostfriesland bin, war dies nun eine gute Gelegenheit. Auch mit den schnellen Katamaranen dauert die einfache Fahrt ca. 2,5h, so dass nicht viel Zeit auf der Insel bei einem Tagesausflug übrig bleibt. Ich hatte mich dann für einen Donnerstag entschieden, weil in dieser Saison an Donnerstagen der Inselaufenthalt 5 statt sonst nur 4 Stunden beträgt, und dann musste noch ein Donnerstag mit voraussichtlich vernünftigem Wetter und Licht gefunden werden, was in 2024 bis dahin nicht unbedingt der Regelfall war…

Der Weg zum Lummenfelsen

Um die knappe Zeit bestmöglich zu nutzen hatte ich mir selbst ein klar definiertes Ziel gesetzt: Vogelfotografie am Lummenfelsen. Sollte ich auf dem Weg dort hin andere Motive sehen, würde ich die mitnehmen, aber ohne länger Zeit zu investieren, denn ich wollte stressfrei und ohne Zeitdruck am Lummenfelsen fotografieren. Und so gab es dann auch nur ein klassisches Hafenbild mit den bunten Hummerbuden und den imposanten Leuchtturm im Vorbeilaufen. Die Insel selbst ist sehr klein und der kurze Spaziergang zum Lummenfelsen (der Weg ist nicht zu verfehlen) einschließlich eines kurzen Anstiegs auf das Oberland dauert ca. 20 Minuten.

2.677 Bilder in knapp 2 Stunden…

Der Lummenfelsen selbst ist dann weder zu übersehen, überhören noch zu überriechen! Es waren allerdings kaum Lummen dort, dafür aber ausreichend viele Basstölpel, teilweise noch mit Küken, die man von mehreren Positionen aus fotografieren konnte. Die Tiere sind an Menschen gewohnt und man kommt sehr nah an sie heran. So hat es sich dann auch gelohnt, neben dem 100-400er Zoom auch das 14-30mm Weitwinkel mitzubringen. Die damit entstanden Fotos haben ihren ganz eigenen Reiz. Ich bin alles andere als ein Wildlife-Fotograf, meine Schwerpunkte sind mehr Landschafts- und Architekturfotografie. Deshalb war es auch eine richtige Entscheidung, mir für die Vögel viel Zeit zu nehmen und insbesondere bei den Flugaufnahmen ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie sich die Vögel nähern und wo man sie dann am Besten erwischen kann. Gerade bei den Flugaufnahmen habe ich dann die 20 Bilder pro Sekunde der Z8 im Dauerfeuer genutzt und auf den Bird-AF der Z8 vertraut. In der Tat war die Trefferrate des AF höher als meine eigene. Bei den schnellen Flugbewegungen und Mietziehen der Kamera war die Bildkomposition sehr häufig missglückt, aber bei den fast 3.000 Aufnahmen waren dann doch einige wirklich gelungene Fotos dabei. Eigentlich bin ich kein Freund von “Dauerfeuer”, aber da diese fotografische Gelegenheit nicht so schnell wiederkommen würde, war es mir lieber, so viele Aufnahmen wie möglich zu machen, damit das ein oder andere “Nugget” dabei ist. Das 100-400er Zoom hat sich übrigens als ideale Brennweite herausgestellt: Die Vögel sind groß und kommen sehr nah, da habe ich selten die vollen 400mm benötigt…

…und auf dem Rückweg noch kurz bei den Seehunden und Robben vorbeigeschaut

Da mein Zeitplan perfekt funktioniert hat, ergab sich sogar noch die Möglichkeit eines sehr kurzen Abstechers auf die Düne (die Fährfahrt dauert 5 Minuten), um einen Blick auf die Seehunde oder Robben zu werfen. Da war dann tatsächlich nur noch ein schneller Alibi-Schuss möglich, aber falls sich noch mal die Gelegenheit eines Helgoland-Ausflugs ergibt, würde ich dann statt des Lummenfelsen die Düne priorisieren.

Kurz vor Rückfahrt mit dem Katamaran habe ich mir dann in einem der zahlreichen, gut sortierten Läden am Hafen einen 12-jahre alten Glenmorangie Single-Malt als Belohnung für den gelungenen Tag gegönnt, ich war ja auf dem Fusefelsen und manche Dinge ändern sich in 37 Jahren nicht…

Weitere Bilder

 

Autor:in
Holger Forst
Privatier... aus Eschweiler
...following the light...
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