Eine unerwartete Radtour

Eine Story von Karl Isekeit
24.07.2024

In dieser Story

Ein langweilliger Nachmittag

Ein Samstag im Frühsommer 2024. Ich war an diesem Wochenende allein zu Hause und hatte auch sonst nichts besonderes zu tun. Also dachte ich mir ich fahre mit dem Fahrrad nach Wieck, einem kleinen Fischerdorf in der Nähe von Greifswald, um dort Schwalben und Möwen zu fotografieren.
Außerdem wollte ich mein neues Nikon NIKKOR Z 24-120 mm ausprobieren.
Als Ausweichplan wurde noch ein Ultraweitwinkelobjektiv eingepackt, um ein paar Aufnahmen der nahegelegenen Klosterruine in Eldena zu machen.
Zu der Fotoausrüstung kam noch 1 l Wasser, man will ja nicht zu viel schleppen und für insgesamt 10 km Hin- und Rücktour sollte das locker ausreichen.

Leben ist das, was passiert während du Pläne machst

Die knapp fünf Kilometer nach Wieck waren schnell zurückgelegt. Vor Ort musste ich feststellen, dass ich nicht der Einzige war, der an diesem schönen Tag das bekannte Naherholungsgebiet aufgesucht hatte. Oder anders ausgedrückt: Es war brechend voll. “OK das tue ich mir nicht an, also weiter zur Klosterruine.”

Wäre ich schlau gewesen, hätte ich mich vorher erkundigt, wann das örtliche Theater seine Bühne für die Sommerspielzeit in dem alten Gemäuer aufbaut. Richtig, es war genau an diesem Wochenende. Also habe ich kurz ein paar unmotivierte Ultraweitwinkelaufnahmen gemacht und ein paar Dinge ausprobiert, die hier aber nicht der Rede Wert sind. Und nun? Sollte ich jetzt etwa schon wieder nach Hause in die Langeweile meiner verlassenen Wohnung zurückkehren?

Die Lösung meines Dilemmas hieß Kemnitz. Ich wusste, dass es dort eine hübsche alte Dorfkirche gibt, die ich zwar auf einer Wanderung schon einmal gesehen, aber nicht fotografiert hatte. Also wurde ordentlich in die Pedale getreten und nach ca. 7 km hügeligen Weges, ja so etwas gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern, hatte ich das Ziel erreicht.
Die Sonne strahlte die Kirche an und ließ die Blätter der umstehenden Bäume grün leuchten. Da die Sonne durch die Blätter schien, waren die Bedingungen perfekt, um die Fähigkeiten des NIKKOR Z 24-120 mm in Bezug auf Sonnensterne auszutesten. Während ich an der Kirche fotografierte, kam mir die Idee in Richtung Ludwigsburg/Loissin weiter zu fahren. Dort gibt es verschiedene Stellen, an denen man gut fotografieren kann.

Pro Strecke sind es dorthin von Kemnitz knapp 9 km. Beim Blick auf meine stark geschrumften Wasserreserven und angesichts der Tatsache, dass ich an diesem Nachmittag noch nicht wirklich etwas gegessen hatte, war das Ziel erst einmal eine kleine Imbissgaststätte in der Nähe des Strandes. Die ich pünktlich gegen 17:10 Uhr erreicht habe. Ladenschluss des Lokals war um 17:00 Uhr. Jedoch hatte ich Glück und die Inhaberin war noch vor Ort. Nach einem kurzen Gespräch in dem ich meine Lage schilderte, wechselten eine Apfeschorle und ein Stück selbstgebackener Kuchen den Besitzer. Ich muss zu diesem Zeitpunkt schon etwas zerstört ausgesehen haben, da ich in der Regel das Fahhrad nur für die täglichen Besorgungen in der Stadt aber nicht für weitere Touren nutze.

Unverhofft kommt oft

Frisch gestärkt machte ich mich auf zur letzten Etappe durch den Küstenwald, in dem die Mücken schon auf mich warteten. Als ich am Strand ankam tummelten sich dort noch ein paar Touristen, welche dort Erinnerungsfotos via Handy für Ihre Lieben zu Hause oder Instagram sammelten. Was zunächst als einfaches Familienfoto begann, wuchs zu einem Fotoshooting aus. Egal, ich hatte Zeit und half für das obligatorische Gruppenfoto aus. Als sich die Gruppe auf dem Weg in Ihre Unterkunft machte, waren die Bedingungen für eine Langzeitbelichtung perfekt. Ich kletterte auf einen der umgestürzten Bäume, verkeilte mein Stativ in dessen Ästen und fotografierte eine im Wasser liegende Steinreihe. Diese würde ich später für mein aktuelles Projekt in schwarz-weiß umwandeln.

Nach ca. einer Stunde vor Ort packte ich meine Sachen zusammen, als ich aus dem Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. An der Steinreihe, die ich gerade noch fotografiert habe, hatte siche ein Graureiher zur Jagd niedergelassen. Nun musste Alles schnell, aber doch behutsam gehen. Das bereits verstaute Stativ möglichst langbeinig und bodennah aufstellen, das Objektiv wechseln und das Ganze möglichst, ohne den scheuen Vogel aufzuschrecken. Es gelang. Nun hatte ich mir aber in den Kopf getzt auch dieses Motiv mit längerer Belichtung aufzunehmen. Bei Objektiven mit “normalen” Filterdurchmessern kein Problem, aber für das Sigma 150-600 mm besitze ich keine passenden Filter. Also habe ich die Blende auf f 25 geschlossen und mit dem LOW-ISO Modus der Z6II immerhin 0,5 Sekunden herausgeholt. Da Graureiher Lauerjäger sind hat es perfekt geklappt und der Vogel hat sich über einen längeren Zeitraum nicht bewegt.

So konnte ich das ZIELFOTO erreichen, von dem ich am Beginn meiner nicht geplanten Fahrradtour noch nicht einmal wusste.

Am Ende des Tages kam ich verschwitzt, dehydriert, von Mücken zerstochen, mit Muskelkater, aber glücklich und um viele Erfahrungen reicher wieder zu Hause an. Das Fazit meines kleinen Ausfluges: Manchmal einfach machen. Der Rest wird sich schon irgendwie ergeben.

Auch wenn ich das nächste Mal etwas mehr Wasser und einen Müsliriegel zur Sicherheit einstecken werde. 😉

Weitere Bilder

 

Autor:in
Karl Isekeit
Archäologe aus Greifswald
Neugierig.
Abenteuerlustig.
Begeisterungsfähig.
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