Faust lässt um dem Brocken grüßen

Der Harz gehört zu einem der tollsten Landschaften im Osten Deutschlands. Der wohl berühmteste Berg in dem Mittelgebirge ist der Brocken. Nicht nur ist der Aufstieg an sich ein Erlebnis für sich, die Aussicht ist, wenn man einen der 60 nebelfreien Tage im Jahr erwischt, auch phänomenal.
Andererseits ranken sich um den Brocken auch allerhand Mythen. In den Sinn kommen mir da Faust und die Walpurgisnacht

Faust:
Du Geist des Widerspruchs! Nur zu! du magst mich führen.
Ich denke doch, das war recht klug gemacht:
Zum Brocken wandeln wir in der Walpurgisnacht

Und die Atmosphäre ist in der Tat gespenstisch. Blickt man vom Tal hinauf zum Berg, so ist er in Nebel gehüllt. Der Fantasie wird freien Lauf gelassen. Was passiert dort im Schutze der Nacht und umhüllt vom Nebel?

Dazu musste man natürlich erstmal hinauf. Ich tat es am Tage, um überhaupt etwas sehen zu können. Das mit dem Sehen hatte sich auf den Weg hinauf mit der Harzer Schmalspurbahn von Wernigerode aus schon erledigt. Der Tag begann schon trüb und mit leichtem Regen. Je höher wir auf den Brocken führen, desto dichter wurde der Nebel. Es blieb aber in der fast 1,5 Stunden langen Fahrt zum Ziel genug Zeit, die leider immer trister werdende Landschaft einzufangen. Die ehemals dichten Wälder leiden und sterben. Der Nebel unterstützte auf bizarre Art diese traurige Stimmung.
Auf dem Brocken angekommen konnte man die atemberaubende Landschaft gut sieben Meter weit genießen. Dann war Schluss mit der Sicht. Aber ich war mit Equipment auf dem Berg und ich wollte mein Foto! So fiel mir das Schild in den Blick mit seinen knalligen Farben inmitten des dichten Nebels auf. Das war mein Motiv. Das Schild zeigt an, wo ich war und lässt die Umstände erahnen, unter denen das Bild entstand. Da ich ein 85mm auf der Kamera drauf hatte, blieb der Ausschnitt eng. Aber wozu die Umgebung einfangen, wenn eh nichts zu sehen war? So ist das Schild von mir formatfüllend inmitten des Nebels eingefangen worden. Am Ende verließ ich den Brocken mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. Ich kenne die Aussicht ohne Nebel. Allerdings ist die Faszination und die Atmosphäre mit Nebel auf dem Brocken, gerade mit der literarischen und kulturellen Hintergrundgeschichte, weit aus stärker und imposanter.

Was kann man aus diesem Erlebnis mitnehmen? Ich denke, auch wenn die Bedingungen eher schlecht sind, kann man immer noch starke Bilder produzieren. Oder zumindest welche mit einer Geschichte oder Message. Bedaure ich den Nebel? Eher weniger. Ich habe nun zumindest etwas interessantes zu erzählen und muss bei dem Gedanken an den Ausflug eher lachen.

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