Fotografieren auf dem größten LARP der Welt

Eine Story von Patrick Tiedemann
09.09.2024

In dieser Story

Dieses Jahr hat es endlich geklappt: Ich war im Fototeam beim Conquest dabei. Auf der weltweit größten Live-Action-Role-Playing-Veranstaltung (LARP) kommen jährlich über 10.000 Menschen für das viertägige Event in das kleine Dorf Brokeloh, etwa 50 Kilometer nördlich von Hannover.

Offiziell beginnt die Veranstaltung am Mittwochabend in der letzten Juliwoche, aber die meisten Teilnehmer reisen bereits am Montag oder Dienstag an. Ich war ab Dienstagmittag vor Ort, rechtzeitig zur Pre-Event-Party am Dienstagabend. Insgesamt waren wir mit zehn Fotografen vor Ort, um das Event festzuhalten. Jeder hatte seinen eigenen Stil: von Low-Light-Fotografie zur späten Stunde in der mittelalterlichen Stadt bis hin zur Spezialisierung auf Feuertänzer. Der eine schwört auf Festbrennweiten, der andere stellt sich gerne mit dem 500-mm-Objektiv mitten auf die Schlachtwiese. Einige erstellen gerne Porträts, andere fotografieren dynamische Kämpfe. Der Austausch und die Vielfalt im Team waren eines der großen Highlights.

Am Mittwochabend um 19:00 Uhr war “Time-In” – das Spiel begann, und wir Fotografen wurden mit einem herrlichen goldenen Sonnenuntergang belohnt, der über der ersten Großschlacht lag. Um die Spieler nicht zu sehr zu stören, waren auch wir Fotografen in Gewandung, allerdings an unseren gelben Stoffbeuteln für die Spieler als “unsichtbar” gekennzeichnet. Da war es dann auch nicht schlimm, wenn der eine oder andere Fotograf mal auf einem Foto zu sehen war. Wer wollte, konnte auch mit einem Funkgerät herumlaufen, um stets die aktuellen Infos der Schlachtleitung im Ohr zu haben.

Was den Tagesablauf angeht: Ich bin morgens um 08:00 Uhr aufgestanden und habe ab 9 Uhr fotografiert. Spieler lieferten sich kleine Scharmützel oder versuchten, durch ein Ritual eine Quest zu lösen. Häufig gab es auch direkte Anfragen von Spielergruppen an das Fototeam. Solch ein “Auftrag” brachte immer die große Herausforderung mit sich, dass man nie wusste, was einen erwartet: Fotografiere ich fünf Personen oder erstelle ich ein Gruppenbild mit 200 Spielern? Fotografiert wurde bis spät abends. Danach war jedoch noch nicht Schluss, denn die Spieler wollten bereits am Sonntagmorgen pünktlich zur Abreise die ersten Bilder sehen. Also wurde fleißig sortiert und entwickelt.

Wie bin ich nun zu meinem Zielfoto gekommen? Ich würde sagen, es war eine Mischung aus Glück und Mut. Mut, weil es ein seltsames Gefühl ist, wenn 20 Krieger auf einen zurennen und man eine nicht gerade günstige Kamera in der Hand hält – zumal die alten Hasen im Team vorher gesagt haben: “Mach dir bei Nicht-Spielern keine Sorgen, die laufen an dir vorbei. Bleib einfach stehen!” Glück hatte ich mit der Keilformation der Krieger, die dem Bild eine gewisse Tiefe verleiht, sowie mit dem Nebel im Hintergrund, der gerade gezündet wurde.

Insgesamt war es eine richtig tolle Veranstaltung und ich freue mich auf nächste Jahr!

Weitere Bilder

 

Autor:in
Patrick Tiedemann
Informatiker aus Ahrensburg
Leidenschaftlicher Fotograf von Menschen und Tieren, ich arbeite gerne mit künstlichen Licht. Lese gerne Fotobücher.
Leidenschaftlicher Fotograf von Menschen und Tieren, ich arbeite gerne mit künstlichen Licht. Lese gerne Fotobücher.

Gefällt dir diese Story?

Schreibe deine Story

Diskussionsbeiträge (2)

10.09.2024, 19:37 Uhr
Patrick Tiedemann
Autor:in der Story
10.09.2024, 19:37 Uhr

Moin Ramona,

gerne beantworte ich die Fragen. Insgesamt habe ich 5000 Bilder gemacht. Gerade bei Duellen habe ich häufiger den Auslöser gedrückt, um von beiden Kämpfern ein cooles Bild zu bekommen. Nach der Sortierung waren es dann noch circa 800 Bilder. Zur Unterkunft kann ich sagen, dass das Fototeam nicht in Zelten untergebracht ist und ein Dach über den Kopf hat. Beim Event Jenseits der Siegel in Immenhausen müsste ich mal vorbeischauen, habe es bis jetzt zeitlich aber noch nicht geschafft.

Beste Grüße 

 

Patrick

10.09.2024, 06:37 Uhr
Ramona Niemeier
10.09.2024, 06:37 Uhr

Hallo Patrick,
ich bin mega neidiisch! Vor über 20 Jahren war ich auf einigen Larp´s und war selbst einmal Teil der Orga. Allerdings immer nur im sehr kleinen Rahmen. Ich kenne aber die Atmosphäre und die Emotionen die dort entstehen können! Dies auf Bilder festhalten zu dürfen ist eine große Nummer (auch wenn ich als Spieler die "rosa Wolken" nicht mochte)!
Wie viele Bilder hast du dort insgesamt aufgenommen? Hast du eine andere Unterkunft bekommen oder - trotz der Ausrüstung - im Zelt/Lager?
Auf der HP des Veranstalters gesehen, dass auch Larp´s in Immenhausen folgen. Bist du wieder mit dabei?
100 Fragen auf der Zunge, aber die obigen müssen erstmal reichen ;-)
Viele Grüße aus Warburg
Ramona

Du bist interessiert an neuen Equipment?
Jetzt Angebot mit Bestpreis-Garantie sichern.