Hugin oder Munin

Die besten Freunde streifen mit mir im Urlaub beim abendlichen Spaziergang mit dem obligatorischen “Fußpils” in der Hand durch die umliegenden Felder und Wiesen.

Wir plaudern – hauptsächlich über mein neues Hobby: Fotografieren. Barmherzig wird mir zugehört, meist nur einsilbig geantwortet – immerhin quatsche ich seit Tagen davon und meine neue Kamera ist omnipräsent.

“Da vorn will ich hin! In der Baumgruppe finde ich bestimmt ein paar Tiere zum Knippsen!” – wir schlagen den circa 1 km langen Umweg ein. Manch einer knirscht mit den Zähnen. War noch nie einfach mit mir.

Indes wir auf die Baumgruppe zustapfen bemerke ich diverse Raubvögel, welche hier ihr Revier zu scheinen haben. Immer im Tiefflug vor dunklem Hintergrund. Für mich und meine Fähigkeiten unmöglich abzulichten. Dunkelgraue Suppe in der Vorschau. Frust macht sich breit – habe ich mich doch so auf ein Sonnenuntergangsfoto gefreut, mit dem ich alle “Das kann mein Handy auch!”-Kommentare der vergangenen Tage auf einen Schlag verblassen lassen kann.

Ich lege die Kamera an die Hüfte, nehme einen wehmütigen, tiefen Schluck und erblicke zwei Raben in der Ferne auf uns zukommen – schnell zukommen!

Mir bleibt der Hopfentrunk buchstäblich im Hals stecken als ich hektisch meine Flasche weiterreiche, mit der anderen Hand die Kamera zücke, hastig meine Kameraeinstellung einhämmere und eine Salve löse! “VOLLTREFFER!” – alle lachen – keiner nimmt mich ernst.

Ich zücke meine Bildvorschau und strecke sie meinen Besten entgegen. Alle stumm. Einer lacht. Und das bin ich. Und das zuletzt.

Lieben Gruß
GEPPI