Karersee im Abendlicht – die perfekte Spiegelung

Es war später Nachmittag, als wir nach einer abenteuerlichen Fahrt mit dem Wohnmobil durch das Fassatal am Karersee ankamen. Schon auf dem Weg dorthin hatte ich die Hoffnung, die Magie dieses Ortes in seiner vollen Pracht einfangen zu können, doch als wir vom Parkplatz aus aus dem Wald traten, schlug uns erst einmal das komplette Gegenteil entgegen: Menschenmassen, wohin das Auge reichte. Influencer mit Selfie-Sticks, Paare in Partnerlooks, Gruppen, die laut lachend um die besten Plätze wetteiferten – der idyllische See war für den Moment zu einer Art Freilichtbühne für Instagram-Aufnahmen geworden.

Doch irgendetwas in mir sagte, dass unsere Zeit noch kommen würde. Die Sonne stand schon tief am Himmel, und die Schatten wurden länger. Wir ließen uns an einem ruhigen Platz etwas abseits nieder, beobachteten das bunte Treiben und warteten ab. Es dauerte nicht lange, bis die ersten ihre Fotos im Kasten hatten und mit ihrer Ausrüstung den Rückweg antraten. Nach und nach lichtete sich das Gedränge. Eine Gruppe junger Leute packte ihre Drohne ein, eine Familie machte sich auf den Weg zum Parkplatz – und plötzlich war da nur noch der See. Die Stille, die sich ausbreitete, war fast surreal, als hätte jemand den Lautstärkeregler der Welt heruntergedreht.

Jetzt war der Moment gekommen. Der See lag da, spiegelglatt und von einer fast unheimlichen Ruhe umgeben. Nur noch ein paar wenige Touristen begleiteten die Szene. Der Himmel verfärbte sich allmählich in wärmere Töne, und die letzten Strahlen der untergehenden Sonne berührten die Gipfel des Latemar-Massivs. Es war dieses ganz besondere Licht – warm, weich und doch irgendwie intensiv. Die hohen Tannenspitzen schimmerten golden, während der Rest des Waldes schon in Dunkelheit getaucht war.

Ich spürte, dass dies der Augenblick war, auf den ich gehofft hatte. Schnell richtete ich die Kamera aus, justierte das Stativ und blickte durch den Sucher.
Zum Einsatz kamen eine Sony A7 IV und mein Sigma 16-28 f2.8. Mit f9 hatte ich genug Schärfe im Hintergrund und auch der vordere Teil war im Fokus.

Der Karersee zeigte sich in seiner vollen Pracht: Das klare, türkisfarbene Wasser spiegelte die Berggipfel wider, als wäre die Landschaft doppelt vorhanden – einmal über und einmal unter der Oberfläche.

Ich wartete noch einen Moment, bis die Sonne ihren letzten Kuss auf die Gipfel drückte, und drückte dann den Auslöser. Der Klick war leise, fast ehrfürchtig, und ich wusste sofort, dass ich das perfekte Bild eingefangen hatte. Es war ein magischer Moment – einer dieser seltenen Augenblicke, in denen sich alles fügt: das Licht, die Stille, die Natur.

Als ich die Kamera sinken ließ, war die Sonne endgültig verschwunden, und die Nacht kroch langsam über die Landschaft. Der See lag nun wieder still und dunkel vor uns, doch das Bild, das ich festgehalten hatte, würde mich noch lange an diesen perfekten Moment erinnern.

In Lightroom habe ich dann diverse Masken eingesetzt um das Licht für mich noch perfekter zu machen.

Da wir auf dem gegenüberliegenden Parkplatz übernachteten, gingen wir noch einmal um ca. 21 Uhr zum See um die Milchstraße einzufangen. Leider war das galaktische Zentrum hinter dem Latemar Massiv und es war inzwischen etwas mit Wolken zugezogen, so dass die Bedingungen nicht gut genug waren. Aber dazu vielleicht mehr in einer anderen Story.