Keine Fototour und doch ein Zielfoto

Eine Story von Peter Ebel
15.11.2023

In dieser Story

Der Anlass

In letzter Zeit fahren wir oft nach Norddeutschland um nach der Schwiegermutter zu sehen. Jeder Besuch ist verbunden mit einem Ausflug auf den Friedhof – Ehrensache nach 75 Ehejahren. Alleine schafft sie den weg nicht mehr, die Knie machen Probleme.

Die Vorbereitung
Es könnte regnen und ich habe den Plan “environmental Portraits” aufzunehmen. Da passt nur das 50mm, dies auf der Kamera, sonst ist nix bei dem Ausflug dabei.

Vor Ort
Das Herbstlaub ist schön, aber der Himmel macht mir fotografisch Probleme: Strukturarm, ausdruckslos, ablenkend. So eine Festbrennweite ist herausfordernd, die Komposition durch drehen an einem Ring zu retten, das geht nicht. Man muss schon laufen um geeignete Perspektiven zu finden.
Da vorne ist ein schöner gelber Laubfleck und darüber deckt der Wald den Himmel weitgehend ab. Ich könnte doch die “Landschaft” mit den beiden aufnehmen wenn die beiden da drüber laufen, das müsste passen. Die beiden laufen nicht schnell, aber ich muß mich sputen den geeigneten Aufnahmeort und -winkel zu finden. Auch wenn in der Eile der imaginäre Horizont etwas ausgekippt wird, die Aufnahme passt, nicht für das Format eines Handydisplays aber für ein “richtiges Bild”.

Zurück zu Hause:
Das Postprocessing ist nicht allzu schwer: Wie vor Ort beabsichtigt quadratisch zuschneiden, vertikal ausrichten, den Himmel noch etwas zurücknehmen und die Schatten und Lichter etwas nachbalancierten. Ich bin kein Freund von Presets, dieses Feuerwerk von Farben braucht nicht viel. Drüber geschlafen und das Werk noch mal angesehen: Passt, in der Kategorie Familienbild 5/5 und in der Kategorie gutes Foto 4/5, macht 9/10. Was will ich mehr aus so einem nicht-Foto-Nachmittag mitnehmen?

Die wahre Motivation:
Familienfotos finde ich öde, ich will lieber “richtig” fotografieren. Trotzdem, wenn ich schon aufgefordert werde, dann sollen es wenigstens anständige Fotos sein. Und irgendwann werden diese doch wichtig:
Jetzt, als der Schwiegervater wenige Wochen vor dem Hundertsten gestorben ist, schenkten wir der zurück gebliebenen geliebten Ehefrau ein kleines Fotobuch. Das Titelbild zeigt ein Portrait von ihm bei einem der letzten Restaurantbesuche anlässlich des 96ten. Das Bild war eindrucksvoll genug um einen kleinen Fotowettbewerb in den USA zu gewinnen (hier halte ich mit Familienbildern in der Öffentlichkeit zurück).

Dieses Buch liegt bei meiner Schwiegermutter immer auf dem Tisch – immer. Es wird auch immer wieder im Buch geblättert ….
Und auf der Vitrine steht der Folder der Danksagung, auf ihr ein Portrait entstanden bei der Feier des 90ten Geburtstages.
Auch dieser Folder wird täglich in die Hand genommen.

Bilder bleiben. Bilder verbinden. Bilder sind relevant.
Habt immer eine Kamera dabei und nutzt sie so gut ihr es denn könnt.

Eure Bilder sind die besten Bilder!

Autor:in
Peter Ebel
Langjähriger Hobbyfotograf, nach der Zeit mit KB Film in 24x36 und 24x65mm heute ausschließlich digital mit Vollformat und gelegentlich mit iPhone aktiv.
Langjähriger Hobbyfotograf, nach der Zeit mit KB Film in 24x36 und 24x65mm heute ausschließlich digital mit Vollformat und gelegentlich mit iPhone aktiv.

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