Tot im Gepäck

Eine Story von Dennis Kowalczik 2
14.08.2024

In dieser Story

An einem kühlen Tag im März,
als der Wind durch die New Yorker Häuserschluchten in unsere Gesichter peitschte, entschlossen wir uns, meine Frau und ich, Viertel aufzusuchen, welche für Touristen als ungeeignet schienen. Ich fürchte allerdings, wir gingen wahrscheinlich eher auf mein Drängen dort hin.

Vor weg…..
Ich hatte die Idee, einmal etwas zu fotografieren, was ein wirklich guter Streetfotograf in seinem Portfolio hat. Martha Cooper war und ist mein Vorbild.
Ihr Stil und das unvoreingenommen sein gegenüber den Menschen und Situationen in welche sie sich begeben hat, empfand ich als unheimlich beeindruckend und bedurfte meiner Nachahmung.
Die Spontanität eines Aktes gepaart mit den Gefahren, denen sich ein Kriegsreporter / Fotograf aussetzt. Das sollte mein Ansporn sein !

Wer sich fernab der touristischen Spots bewegt, merkt sehr schnell, dass in der Stadt die niemals schläft, Ratten und Obdachlose eine eher untergeordnete Rolle spielen.
Für uns sollte es ein kurzer Aufenthalt von nur 5 Tagen werden, welcher uns einen Eindruck vermitteln sollte, wie unsere zukünftigen Aufenthalte, in der so von vielen hart verehrten oder gehassten Stadt in der Ferne, geplant und umgesetzt werden können. Ich fotografierte… Nein, ich knipste in 5 Tagen alles was durch die Blende meines Objektivs den Sensor traf.

Ich wollte das Leben, alles Unbekannte, aber wenn es irgendwie ging, das Harte, die Straße ablichten. Harlem, Brooklyn und die Bronx mit dem verbliebenen Rest der 70er und 80er standen ganz weit oben auf meiner To-do!

Wir sahen uns überall um und waren nicht selten beeindruckt und schockiert gleichermaßen. An Stellen wo Armut, Drogen und Prostitution aufeinander prallten, griff ich oft an meine Kamera um das Gesehene einzufangen, allerdings rutschte sie doch sehr oft wieder aus Angst an einem Konflikt mit abgelichteten Personen , an dem Kameragurt auf die Hüfte zurück.

Wir nächtigten in einem Hotel in Chinatown, keine 10 Minuten Fußweg zum Police-Plaza.
Was für uns die Gegend sicher(er) erschienen ließ. Wer mein Bild etwas genauer betrachtet, kann entdecken, dass dort eine Leuchtreklame zu sehen ist, welche ein Indiz auf den Entstehungsort ist…
Natürlich Chinatown! Tatsächlich würde dieses Bild 50 Meter neben dem Eingang von unserem Hotel aufgenommen.

Das war genau die Art Motiv, die ich glaubte haben zu wollen. Es war eigentlich wie zu häuf, einfach nur ein Schuss aus der Hüfte, aber ich hatte Blut geleckt, empfand es im ersten Moment für brauchbar und wollte mehr davon.
Das dieser Ort , kurz vor Abreise noch eine bedeutende Rolle für meinen künftigen Blickwinkel in der Fotografie übernehmen wird, ahnte ich natürlich nicht als ich es knipste, an dem scheinbar harmlosen Ort.
Das Foto ist von außen als unbefangener, nichtwissender Fotograf/Betrachter belanglos, wenn nicht gar uninteressant und fotografisch, sprich Blickwinkel, Aufbau und farblich schlecht!

Belanglos auch für mich, bis…

Ja bis an jenen Morgen, als die ganze Szenerie in gelben Absperrband gerahmt war, sich die Beleuchtung von Streifenwagen wie ein Lichtermeer in den umliegenden Fensterscheiben spiegelte und die ganze Straße erhellte.
Die Cop‘s waren nicht bemüht, den gesperrten Ort vor neugierigen Blicken zu schützen, schauten jedoch mit ihren tief in‘s Gesicht gezogenen Mützen finster.

Man konnte nicht erkennen was dort vor sich ging, aber ich traute mich auch hier nicht, draufzuhalten und erst recht nicht auszulösen.

Da wir nicht wussten was geschehen war, vernachlässigten wir bei unserem letzten Tag durch die Stadt, alle Gedanken an dem vorausgegangenen Morgen und genossen die letzten Sehenswürdigkeiten unserer Liste.
Mit vielen tollen Fotos und Vorfreude auf zu Hause in unserem Gepäck, stolzierten wir aus dem Lift, dem Portier entgegen um die Türöffner in Form einer Kreditkarte dem netten Herrn, Asiatischer Herkunft zu übergeben und uns zu verabschieden.

Mit kurzem smalltalk und „take care of you“ verabschiedete man uns.
Allerdings nicht ohne uns wissen zu lassen, dass an dem besagten morgen ein Homeless man, wegen weniger Dollar totgeschlagen wurde….

Erneut waren wir schockiert!

Nachdem wir glaubten alle Eindrücke verarbeitet zu haben, sagten wir uns ,
NIE WIEDER NEW YORK !!!

Nur wenige Monate später buchten wir wieder New York und kommen so oft wir können zurück…

Bilder in schwarz/weiß wirken auf mich oft minimalistisch, reduziert. Sehr häufig erklären sie sich von selbst. In diesem Fall ist es aufgrund der vielen Details, in Farbe gelassen worden, was leider nicht die Geschichte erzählt, aber deutlich mehr erkennen lässt.

Die damalige Situation hat mir verholfen mutiger zu sein und mit möglichst hoher Verschlusszeit in der Streetfotografie die Bilder einzufrieren. Den Moment festzuhalten und wenig Raum für Interpretation zu lassen um die Aussagekraft der Bilder zu festigen.

Sony a7 m3
Sony 24-105 f4 G OOS
57 mm
f9
1/250 sec
ISO 100

Danke für‘s lesen!
Gruß Dennis

Autor:in
Dennis Kowalczik 2
Handwerker aus NRW
Gerne bin ich am Strand, an der Rennstrecke, in großen Städten und vorzugsweise mit dem Motorrad unterwegs.
Gerne bin ich am Strand, an der Rennstrecke, in großen Städten und vorzugsweise mit dem Motorrad unterwegs.

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