wenn der Bock zum Gärtner wird …

Ein Freund hat mich mit Thomas “verkuppelt”. Der mache auch in Street Photography, seit wenigen Monaten zwar erst, aber wäre grad in Japan gewesen mit seiner kleinen Ricoh GR3. Die Fotos die ich zu sehen bekam beeindruckten mich. Er pendelt zwischen Berlin und meiner Heimat Palma und wir verabredeten uns zu einem gemeinsamen Fotowalk durch Palma´s Altstadt La Lonja.

Als wir uns dann trafen, trafen zwei Photo-Welten aufeinander. Thomas springt mit seiner Ricoh von Aufnahme zu Aufnahme. Ich suche nach der “perfekten” Szenerie und warte dann, das der perfekte Mensch perfekt “durchlatscht”. Ich lief also etwas frustriert und gelegentlich nach Luft schnappend hinter Thomas her und fand keine Motive. Mehr aus schlechter Laune fing ich an, Thomas zu fotografieren. Ich war fasziniert davon, wie er völlig “hemmungslos” sich vor entgegenkommende Menschen schmiss und sie aus nächster Nähe fotografierte. So wie analoge “Bild” – Reporter das vor 50 Jahren machten. Oder einfach mal einen Briefschlitz öffnete, um seiner Ricoh Einblick in fremde Welten zu offenbaren. Es hat Spass gemacht. Aber meine Ausbeute war frustrierend. Meine schwere Leica und ich machten ein paar Schnappschüsse. Aber wenig verwertbares …

Wir verabredeten uns erneut. Und ich sah das 70-200er GM II von SONY, das ich für die Firma gekauft hatte. Und das ich privat noch nie benutzt hatte. Und ich dachte mir, das wäre doch mal ein Versuch, ohne zu rennen, Szenen ähnlich nah “einzufangen”. Diesmal gingen wir durch El Arenal. Über den Ort muss ich sicher Niemandem hier etwas erzählen. Und wir waren im Hochsommer unterwegs. Die Alpha 1 war der geeignete Partner für schnelle Fotografie. Damit drehte sich der Spieß um. Ich lief die Promenade entlang. Schoss nach links, nach rechts. Und groovte mich durch El Arenal. Diesmal kam Thomas nicht mit. Mit seiner 35mm Brennweite waren seine Laufwege im Vergleich zu mir fatal. Aber: Er gab nicht auf und erstand bei einem Straßenhändler so einen kleinen Propellerhut. Um sich unerkannter bewegen zu können. Quasi der Assimilationsprozess des Fotografen …

Der frühe Abend wurde dann später Abend. Weil wir das Auto nicht mehr fanden, das in der Nähe von einem “Melia” Hotel geparkt war. Davon gibts aber ein paar in der Ecke … Egal wie, wir hatten mächtig Spaß. An beiden Walks. Und auch, wenn die Art der Fotografie so unterschiedlich ist, es ist wahnsinnig schön, seine Leidenschaft mit Anderen zu teilen. Im realen Leben. Und nicht nur in Social Media.

Was auch noch auffällig war, das mich Leute ansprachen. Weil sie dachten, ich würde für Magazine fotografieren. Und da wollten sie gern rein. Auch wenn ich sie enttäuschen musste, haben sich Alle gefreut, fotografiert zu werden. Wenn ich Menschen fotografiere, ohne sie vorher zu fragen, gehe ich danach fast immer hin. Und zeige ihnen das Ergebnis. Und Ihr werdet Euch wundern, aber fast Alle freuen sich total. Und oft kommt man in ein nettes Gespräch.

Langer Rede kurzer Sinn: Wenn Ihr Street Photography machen wollt, findet für Euch das richtige Tool. Für die richtige Art und Euren Rhythmus. Und scheut Euch nicht, auf die Leute zuzugehen. Fotografieren kann auch ein sozial befriedigendes Hobby sein, das ist mein Learning aus dieser und anderen Erfahrungen. Und die meisten Menschen sind offener und freundlicher, als wir es glauben!

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